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Frau & Geld

Aktualisiert: 8. Sept. 2022



Haben Frauen wirklich eine andere Herangehensweise an das Thema Finanzen als Männer? Falls ja, wieso und was bedeutet das für sie, um finanziellen Erfolg zu haben?


Diese Fragen werden im Folgenden aufgegriffen und sich dabei an das 2021 erschienene Buch “Frau & Geld” von Helma Sick und Renate Fritz angelehnt. Das immer präsenter werdende Thema der Gleichstellung der Geschlechter verlangt nach Diskussionen in vielen verschiedenen Lebensbereichen. So auch im Bereich der Finanzen, mit dem schließlich jeder tagtäglich zu tun hat.



Managen Frauen Geld anders als Männer?


Um zunächst zu erörtern, ob Frauen tatsächlich anders mit Finanzen umgehen als Männer, muss man tief in den Bereich der Psychologie eintauchen. Auch ist andererseits die Rollenverteilung in Partnerschaften, vor allem mit Kindern, ein sehr ausschlaggebender Punkt. Es ist wie immer zu beachten, dass die Ausnahme die Regel bestätigt, da es selbstverständlich auch Frauen gibt, die nach eher typisch männlichen Verhaltensmustern agieren und umgekehrt genauso.



Unterschiedliche psychologische Handlungsmuster


In der Verhaltenspsychologie gilt die Feststellung, dass Männer eher “Macher” sind, während Frauen eher “Denker” sind. Daraus resultiert, dass Frauen oft vorsichtiger, überlegter und weniger risikobereit handeln. Man kann sich gut vorstellen, was das für eine Auswirkung auf ihre Investments hat: Oft sind diese gar nicht vorhanden. Sein Vermögen in Finanzprodukte anzulegen ist ja bekannterweise immer mit einem mehr oder weniger großen Risiko verbunden.

Man nennt dies “Gender Investment Gap”. Laut dem SWR besitzen nur fast halb so viele Frauen Aktien, als es Männer tun. Das ist hauptsächlich durch die sogenannte Finanzwissenslücke bedingt: Frauen sind eher eingeschüchtert, wenn sie ein Thema noch nicht kennen und vermeiden es dadurch oft lieber, als sich durch Schließen der Wissenslücke in eine bessere Position zu bringen. Männer hingegen als “Macher” schrecken weniger zurück, auch einmal etwas auszuprobieren, was für sie noch recht neu ist und investieren ihr Geld daher.


Interessant im Kontext der geschlechtsabhängigen Risikobereitschaft ist auch die Art, wie investiert wird. Denn Frauen diversifizieren ihre Anlagen deutlich mehr, als es Männer tun. So sind Letztere viel öfter in Einzelaktien investiert, wohingegen Frauen lieber Aktienfonds wählen. Letztendlich ist der durchschnittliche Ertrag bei beiden Geschlechtern ungefähr gleich.



Konservative Rollenverteilung in Partnerschaft und Familie


Dass Frauen generell anders mit ihren Finanzen umgehen als das andere Geschlecht, wurde nun erklärt. Doch warum haben Frauen von vorneherein im Durchschnitt geringeres Gehalt, Vermögen und weniger Rente?


Diese Ungleichheit ist direkt auf die Rollenverteilung in Partnerschaft und Familie zurückzuführen. Ein traditionelles Familienbild besagt, dass die Frau ihren Job niederlegt, spätestens wenn Kinder da sind, um sich um diese und das häusliche Leben zu kümmern. Der Mann hat hier die Rolle, weiterhin auf die Arbeit zu gehen und durch das Einkommen die Familie zu versorgen. Dass diese Verteilung in der westlichen Welt heutzutage nicht mehr vorausgesetzt wird, ist für die Meisten wohl klar. Umso überraschender sind die Ergebnisse von Studien, die diese Rollenbilder untersuchen: Die Shell-Jugendstudie 2019 ergab, dass im Westen 54% der Menschen von 12-25 Jahren die Ansicht haben, es ist besser, wenn der Mann Alleinverdiener oder zumindest Hauptverdiener ist. Noch einen Schritt weiter geht die Aussage von Kinder unter 10 Jahren, die kürzlich im Rahmen einer Dokumentation befragt wurden: volle 100% sagten, Geldverdienen ist Männersache und Kindererziehung Frauensache.


Eine Frau, die also einige Jahre oder vielleicht sogar die meiste Zeit ihres erwerbsfähigen Zeitraums kein Einkommen erzielt, hat von vorneherein nicht die Chance, das Vermögen und die Rente wie ein Mann zu akkumulieren. Frauen sind öfters in Teilzeit- oder Minijobs tätig, um Zeit für die Kinder zu haben und außerdem auch öfter in Niedriglohnjobs beschäftigt als Männer. Tatsächlich ist die Hälfte der arbeitenden Frauen in Teilzeit beschäftigt, während das nur weniger als 10% aller Männer sind. Hinzu kommen Unterschiede in der Bezahlung: die bereinigte Gender Pay Gap beläuft sich auf 6%. Eine Frau mit der gleichen Bildung & Erfahrung erhält für die gleiche Stelle 6% weniger Gehalt als ein Mann.



Gehaltsverhandlungen


Ein letzter Punkt, der als Begründung der Differenz aufgeführt werden kann, hängt wieder mit der Verhaltenspsychologie zusammen. Laut Prof. Dr. Johanna Barth verhandeln in den USA 57% der Männer bereits im ersten Job ihr Gehalt, während das nur 7% der Frauen tun, also 50% weniger. Eine erfolgreiche Verhandlung führt zu einem höheren Gehalt, auf welches die Frauen, die sich nicht in dieses Gespräch trauen, von Anfang an verzichten.



Folgen für die Geldanlage von Frauen


Ist es also gerechtfertigt, dass es Finanzbücher nur für Frauen, wie etwa “Frau & Geld”, gibt? Die oben aufgezeigten Tatsachen sagen eindeutig ja. Doch die wichtigste Frage ist, was bedeutet das nun für betroffene Frauen? Das Buch zeigt dazu in verschiedenen Bereichen Handlungsbedarf auf.

Grundsätzlich ist es ratsam, dass sie einen Finanzberater zur Seite hat, wenn sie sich selbst nicht sicher genug auf dem Gebiet fühlt.

Möchte sie eine Ehe schließen, wird zu einem Ehevertrag geraten, der unter Anderem viele finanzielle Belange regelt. Immerhin wird mittlerweile mehr als jede zweite Ehe wieder geschieden.

Auch wird geraten das traditionelle Rollenbild zu hinterfragen und besonders bei der Familiengründung mit dem Partner eine Lösung zu finden, durch die keiner stark benachteiligt wird, auch auf lange Sicht.

Auf die Altersvorsorge wird besonderes Augenmerk gesetzt - und wenn sich eine Frau für die eher konservative Rolle als nicht erwerbstätige Hausfrau und Mutter entscheidet, spielt diese eine umso größere Rolle.

Viele denken, Geld anlegen könne man nur als vermögende Person und man selbst hätte gar nicht genug Geld dazu. Dass es Sparpläne schon ab 5€ im Monat gibt, ist besonders für Frauen wichtig, die vielleicht in Teilzeit oder in einem Niedriglohnjob arbeiten. Diesen kleinen Betrag kann wohl wirklich jeder zurücklegen - besser in kleinen Schritten nebenbei ein Vermögen aufbauen, als gar keines.


Die wichtigste Botschaft des Buches ist es, anzufangen, seine finanziellen Belange selbst in die Hand zu nehmen und es zu wagen, aus der Komfortzone herauszutreten. Geld ist eben nicht nur Männersache, außer man macht es zu einer. Wer gar nicht weiß, wo er anfangen soll, kann sich an einen Finanzberater wenden - denn auch Unterstützung zu holen ist ein großer Schritt in die finanzielle Unabhängigkeit.


Den Beweis dazu liefern Frauen wie die Investorin, Ökonomin und CEO Cathie Wood oder auch die Gründerin und Investorin Aileen Lee.

Lee ist Co-Founder von “Cowboy Ventures” und hat sich als Investorin auf Risikokapital spezialisiert. 2020 erhielt sie ihren Platz auf der Forbes Liste der 100 erfolgreichsten Frauen der Welt, 2019 gehörte sie zu den laut Time’s 100 einflussreichsten Personen. Als Tochter von chinesischen Immigranten war es ein langer Weg mit viel Mühe, um zu solchen Titeln zu kommen. Um weiteren Frauen ein finanziell erfolgreiches Leben zu ermöglichen, hat sie mit Kirsten Green, ebenso eine Risikokapitalgeberin auf der Forbes Liste, die Organisation “All raise” gegründet.

Cathie Wood wird tatsächlich als “beste Investorin der Welt” bezeichnet, während sie für ihre Risikofreude bei Investments bekannt ist. Unter Anderem scheint es ihr also Erfolg gebracht zu haben, dem hier beschriebenen, eher maskulin konnotierten Verhaltensmuster gefolgt zu sein. Ihr Platz auf der Liste der reichsten Selfmade-Millionärinnen der USA, während sie geschieden ist und drei Kinder hat, zeigt, dass Frauen selbstverständlich ihren finanziellen Erfolg selbst erschaffen können, wenn sie sich nicht selbst diese Rolle abschreiben.




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